Warum Lektorat?

Warum Lektorat?

Vor etwa einem halben Jahr unterhielt ich mich mit einem Bekannten über die "Schreiberei". Er empfand das Lektorieren eines Manuskriptes als eine Bevormundung gegenüber dem Autor und, ich zitiere, "Manipulation der Gedankenfreiheit". Ich hatte eine solche Formulierung noch nie zuvor gehört und versuchte ihm den wahren Sinn eines Lektorats zu erklären. Es war nicht leicht, ihn zu überzeugen.

Wenn er einmal einen Roman oder eine Kurzgeschichte schreiben würde, ließe er sich von keinem Menschen seine Texte "umkrempeln". Ich machte ihm begreiflich, dass ein Lektor den Text nicht verändert, sondern auf Stilblüten und Schwächen aufmerksam macht, damit ein Manuskript professionell einem Verlag angeboten werden kann. Nur so hat es bessere Chancen publiziert zu werden.

Einem Verlagslektor fällt bei Satzformulierungen wie beispielsweise "draußen regnete es in Strömen" oder "er starrte sein Gegenüber schweigend an und sagte kein Wort" sofort auf, dass da noch viel Nacharbeit zu leisten ist, bzw. das Manuskript sofort im Papierkorb landet.

Nach dem Lektorat meines ersten Manuskripts kamen mir auch die Tränen, als ich die vielen Rotmarkierungen sah. Heute denke ich anders darüber und freue mich über jede Korrektur, denn nur so kann ich lernen, Schwächen zu erkennen und besser zu werden.