Die zehn Elemente

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chlapekDie zehn Elemente
– Fantasy
Sonja Chlapek
ISBN 9783940367815, Papierfresserchens MTM-Verlag, broschiert, 388 Seiten, € 12,50

chlapekKatja und ihre Freundinnen sind völlig normale Teenager – dachten sie zumindest, bis es zu rätselhaften Ereignissen kommt, die ihr ganzes Leben verändern. Die durch diese Ereignisse entdeckten Fähigkeiten bringen die Mädchen in lebensgefährliche Situationen.

Zusammen mit dem geheimnisvollen Mädchen Elli, müssen sie gegen Maximilian, einen Feind aus einer anderen Welt, um ihr Schicksal und auch um das Leben von dem Menschenmädchen Aline kämpfen. Maximilian setzt alles daran, die Mädchen in eine Falle zu locken und ihrer Kräfte zu berauben, um endlich Rache nehmen zu können. Zu allem Überfluss verliebt sich Katja auch noch in Maximilians Sohn Sven. Werden es die Mädchen schaffen, die für sie vorgesehene Aufgabe zu erfüllen?

Es war der 29. Juni und so früh am Morgen, dass die Sonne die Wolken am Horizont rosa und gelb färbte. Ein aquamarinfarbenes Auto raste über eine zweispurige Landstraße Richtung Süden. Obgleich es erst fünf Uhr in der Früh war, war die Straße nicht menschenleer. Es waren Sommerferien und viele Familien fuhren in ihren geplanten Erholungsurlaub. Auch Rebekka Twin und ihre Eltern hatten dies seit Langem vor. Ihre Mutter und ihr Vater saßen auf den Vordersitzen ihrer vierzehn Jahre alten blauen Klapperkiste. Ihre Mutter fuhr, denn ihr Vater hatte seinen Führerschein aufgrund zu schnellen Fahrens verloren. Rebekka hatte die gesamte Rückbank für sich in Anspruch genommen und hielt sich die Ohren zu. Sie hoffte, so die Streiterei ihrer Eltern nicht mitzubekommen, leider erfolglos. Sie stritten seit fast einem halben Jahr ununterbrochen. Rebekka hatte Angst davor, dass sich ihre Eltern trennen würden, aber sie wusste ohnehin, dass das bald geschehen würde. Sie versuchte diesen Gedanken zu verdrängen und starrte wie gebannt nach draußen. Sie wusste, dass das sinnlos war. Rebekka hasste diese Landstraße. Sie war sie schon öfters mit ihren Eltern abgefahren, immer mit einem flauen Gefühl im Magen und darauf folgender Übelkeit, sobald sie festen Boden unter ihren Füßen hatte. Das, was Rebekka an ihr schrecklich fand, war, dass die Autofahrer stetig mit riskanten Überholungsmanövern so rasten, dass Unfälle und Zusammenstöße keine Seltenheit waren. Innerlich war sie glücklich darüber, dass ihr Vater seinen Führerschein verloren hatte und ihre Mutter fahren musste. Sie fuhr nicht ganz so aggressiv. Leider wieder ein Grund zum Streiten, sie fuhr ihm zu langsam. Die Auffahrten wurden, je heller der Blauton war, den der Himmel annahm, voller, nicht anders als die Straße selbst. „Weißt du, was ich mich frage?“, setzte ihre Mutter an. „Nein, tut mir Leid, dass ich nicht deine Gedanken lesen kann“, antwortete er schnippisch. Sie überhörte es einfach. „Ich frage mich, warum du nicht mit auf der Beerdigung meiner Eltern warst.“ Es klang nicht wie ein Vorwurf. Herr Twin wusste trotzdem, dass es einer sein sollte. „Wieso sollte ich, warst du denn auf der Beerdigung von meinen?!“ „Ja klar! Ich war die Schwarzgekleidete, die dauernd flennend an deinem Arm hing, um dich richtig in Stimmung zu bringen! Falls du es vergessen hast!“, schnaubte sie. „Darf ich jetzt auch mal eine Frage stellen?“, fragte er gereizt. „Nur zu.“ „Kann es vielleicht daran liegen, dass deine Eltern jetzt tot sind, weil du vergessen hast, den Herd auszustellen? Wie sonst hätte ihr Haus in Flammen aufgehen sollen, nachdem du bei ihnen warst?!“ Rebekka zog erschrocken die Beine an und vergrub ihr Gesicht in ihren Knien. Jetzt war er zu weit gegangen, auch wenn es die Wahrheit war. Die Hände von Rebekkas Mutter verkrampften sich um das Lenkrad und sie schaute den Vater ihrer Tochter nicht mehr an. Seine Worte hallten in ihrem Kopf. Sie hatte schon ohnehin Schuldgefühle wegen dieser Sache, es fehlte jetzt noch, dass ihr Mann ihr das vorwarf. Rebekka wollte aus diesem Auto heraus. Sie wollte nicht, dass sie sich stritten und schon gar nicht wegen dieser Sache, die ihrer Familie schon so viel Schmerz bereitet hatte. Plötzlich ließ ihre Mutter das Steuer unüberlegt los. Ihr ganzer Oberkörper wirbelte herum zu ihrem Beifahrer. „Ich hasse dich! Ich hasse dich!! Ich habe dich noch nie geliebt! Ich hasse dich!!!“ Ihr Vater schnappte nach Luft. So etwas hatte sie noch nie gesagt. Rebekka starrte angsterfüllt an den beiden vorbei nach draußen. Im Gegensatz zu ihnen wusste Rebekka noch, dass sie sich in einem fahrenden Auto befanden, das mit 120 Sachen dem Horizont entgegenbretterte. Sie wollte schreien, ihre Eltern warnen, zumindest einen Mucks von sich geben, war aber so sch reckerstarrt, dass sie sich noch nicht einmal rühren konnte. Erst blieb das Lenkrad gerade, dann begann es sich langsam zu drehen. Das Auto überquerte mit quietschenden Reifen die Trennlinie der Spur rechts neben ihnen. Für die anderen Autofahrer war es unmöglich gewesen dies vorauszusehen. Sie reagierten viel zu spät. Ihre Versuche, dem aquamarinblauen Auto auszuweichen, misslangen kläglich. Ein roter Mercedes neben ihnen kam bedrohlich nahe. Rebekka brauchte nur einen kleinen Blick in seine Richtung zu werfen, um seine Besatzung zu mustern. Eine kleine Familie. Eine Frau, zwei Männer und … zwei Säuglinge, Zwillinge. Die Frau und der eine Mann waren bestimmt die Eltern der Kleinen. Der etwas ältere Herr mit der Halbglatze saß eingezwängt neben den zwei Kleinen auf der Rückbank des Autos. Alle, genauso geschockt wie sie selbst, starrten ihre Eltern an, die immer noch ausschließlich mit sich selbst beschäftigt waren. Eins der Kleinen lachte, bestimmt quietscht e es vor Vergnügen. Das andere hatte sein Gesicht verzehrt und weinte. „Oh nein, bitte nicht!“, schrie es in Rebekkas Kopf. Dann war es zu spät. Zuerst streiften nur ihre Scheinwerfer und die Seitenspiegel den Mercedes. Wie in Zeitlupe zersprangen sie in tausend kleine Splitter und ihr rechter Scheinwerfer erlosch, danach war die Motorhaube dran. Sie wurde mit einem fürchterlichen Krachen zusammengepresst, dass Rebekka fast das Trommelfell platzte. Die Fahrerseite des roten Autos bekam eine riesige Beule. Reifen bremsten quietschend ab. Wahrscheinlich nicht ihre eigenen. Ihre Mutter hatte ihren Blick nun von ihrem Gatten abgewandt und sah recht verwirrt aus, als das blaue Metall der Autofront sich hochstemmte und die Windschutzscheibe durchschlug. Langsam bog sich der Mercedes wie eine Banane. Sekundenbruchteile verstrichen. Ihr Auto verlor an Tempo. Der Mercedes stahl ihm die Geschwindigkeit. Rebekka spürte, wie ihr Auto mit einem so gewaltigen Ruck zum Stehen kam, dass der Sicherheitsgurt ihr blutig ins Fleisch schnitt. Zwei Momente unendlicher Stille, dann unterdrückte Schreie aus den Autos vor und hinter ihnen. Ein silberner VW rammte sie von hinten. Gott sei Dank war der Fahrer so schlau gewesen abzubremsen. Die Folgen dieses Zusammenstoßes hielten sich in Grenzen. Eine davon war das zerbrochene Fenster links neben Rebekka. Es zerbarst scheppernd in viele messerscharfe Einzelteile, die sich in Rebekkas linke Schulter und ihren Arm bohrten. Die Wunden brannten schmerzhaft, doch sie war unfähig zu schreien. Erst als Ruhe eingekehrt war, begann sie wieder zu denken. Ihr Kopf fühlte sich an, als hätte jemand auf ihn eingeschlagen und als sie sich mit einer Hand über die Stirn strich, merkte sie, dass sie am Kopf blutete. Ihr ganzer Körper vibrierte und Panik stieg in ihr hoch. Rebekka riss sich von ihrem Gurt los und versuchte sich zu beruhigen. Langsam ließ sie ihren Blick zu der kleinen Familie in dem roten Mercedes wandern und schaute schnell wieder weg. Sie sah alles viel heller als sonst, was wahrscheinlich an ihrem Schockzustand lag. Für das Paar und die beiden Kleinen bestand kaum noch Hoffnung. Dort wo sie gesessen hatten, existierte nichts mehr außer einer großen Beule. Nur der alte Mann, der ganz rechts außen neben den Kleinen gesessen hatte, könnte ihren Zusammenstoß mit etwas Glück schwer verletzt überlebt haben. Rebekka befreite ihre Beine aus der zusammengedrückten Lücke, die früher einmal zwischen dem Fahrersitz und der Rückbank gewesen war und zuckte zusammen. Höllische Schmerzen in ihrem rechten Knöchel. Sie brauchte einige Zeit, um ihren verletzen Fuß so schmerzlos wie möglich dort herauszuholen, da ihr Körper ihr nicht mehr richtig gehorchte. Sie bemühte sich, sich durch den schmalen Spalt zu quetschen, der sich zwischen den beiden vorderen Sitzen befand. Ihre Hände gaben ihr keinen Halt, als sie sich irgendwo festklammern wollte, weil sie zu heftig zitterten . Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie ihre Eltern sah. Mit letzter Kraft zwängte sie sich zu ihnen nach vorne. Sie schwitzte heftigst. Der Fahrerraum war um ein Drittel geschrumpft und so eng, dass sie kaum noch hineinpasste. Herr und Frau Twin bluteten genau wie Rebekka an ihren Köpfen, doch bei ihnen wollte es nicht aufhören rot zu tropfen. Die Windschutzscheibe war wie ein Regen über sie niedergegangen und hatte ihre Gesichter zerschnitten. Ihre Augen waren starr. Die Pupillen sahen beängstigend klein aus. Sie traute sich nicht, nach der Hand der wasserstoffblonden Frau zu greifen, um sicher zu gehen, dass das Schlimmste eingetreten war. Sie wusste es auch so. Sie brauchte erst gar nicht ihren Puls zu fühlen oder die Brust abzuhorchen. Dafür war es zu spät. Ihr schossen die Tränen in die Augen. Der Schmerz riss ihr ein Loch in die Brust. Es tat weh, sie so zu sehen, aber noch schlimmer war es, dass die letzten Worte ihrer Mutter „Ich hasse dich!“ gelautet hatten. „Nein, das stimmt nicht! Du kannst ihn nicht hassen!“, schluchzte sie, als sie ihre Sprache zurückgewonnen hatte. „Du liebst ihn, ich weiß es! Du liebst ihn mehr als dich selbst!!“ Sie berührte die Köpfe ihrer Eltern sachte. „Ihr liebt euch! Papa, du liebst Mama auch! Wenn ihr das leugnet, dann lügt ihr. Ihr liebt euch!“ Tränen rannen ihre Wangen hinunter. Etwas brannte in ihr. Es war wie ein Druck, der viel zu stark war, um ihm standzuhalten. Sie wollte nicht nachgeben, sie kämpfte dagegen an. Sie versuchte ihre Gefühle und ihre Gedanken zu beherrschen, aber ihre Gefühle wollten, dass sie es einfach geschehen ließ, egal was es war und ihre Gedanken befahlen ihr aufzugeben. Sie wollten einfach nur schlafen. Rebekka keuchte. Höllische Kopfschmerzen überkamen sie. Sie ließ die Köpfe ihrer Eltern los und presste ihren eigenen zwischen die Knie. Mit ihren Fäusten hämmerte sie auf ihren Schädel ein, in der Hoffnung von den Schmerzen befreit zu werden. Vergebens. Das Einzige, was sie dadurch erreichte, war, dass es ihr unmöglich wurde, ihre Umgebung weiter wahrzunehmen. Ihre Gedanken siegten. Sie ließ einfach alles los und geschehen. Wie hätte sie wissen können, was sie dadurch getan hatte? Sie hatte zugelassen, dass das, was in ihr steckte, alles Leben bis auf ihr eigenes innerhalb eines Radius von hundert Metern an einen weit entfernten und dunklen Ort verbannte, der ihm die Existenz raubte.

"Eines steht außer Zweifel, Sonja Chlapek kann schreiben. Sie lebt in ihren Zeilen, der Leser spürt das Geschehen. Man kann den Herzschlag in ihren Zeilen spüren. Bisher ist Sonja Chlapek eine sehr junge Autorin. Da darf man auf eine interessante Entwicklung gespannt sein."
Rezensent: Yvonne Habenicht, Autorin

Sonja Chlapek

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Sonja Chlapek wurde am 16.07.1994 in Gelsenkirchen geboren. Sobald sie schreiben konnte, verfasste sie schon während der Grundschulzeit erste fantastische Geschichten.
Seit September 2004 besucht sie eine Gesamtschule in Essen. Momentan geht sie in die 10. Klasse.
Wenn sie in ihrer Freizeit nicht an ihren weiteren, in Arbeit stehenden Büchern schreibt, macht Judo, spielt Theater in der Schule, zeichnet oder trifft sich mit Freunden.

Was ist das für ein Mädchen, das so verrückt ist und schon mit fünfzehn Jahren ein Buch schreibt?

Sie ist 165,5 cm groß und ein Tollpatsch.
Geboren wurde sie in der "Stadt der 1000 Feuer", in der sie noch immer lebt.
Sie ein Chaot und neigt dazu, auf allen Hochzeiten tanzen zu wollen.
Sie liebt es zu diskutieren und kann sich schnell heiß reden.
An ihren Zimmerwänden hängen eine Menge selbstgemachter "Kunstwerke".
Nachts schläft sie mit zwei Bettdecken, weil sie eine Frostbeule ist, trägt aber tagsüber Schneeflockenschmuck und läuft meistens barfuß herum.
Zu ihren Schwächen gehört die Dickköpfigkeit.
Dafür kann sie nie lange sauer sein.
Sensibel wirkt sie im wahren Leben eher weniger.
Sie begann zu schreiben, weil sie das Lesen nicht mochte und lieber ihre eigenen Abenteuer erleben wollte.
Geschickt ist sie nur im Umgang mit Malutensilien und hat das Cover ihres Buches selbst illustriert.

Und wie nennt man solch ein Mädchen?

Fantasy-Autorin? Illustratorin? Spinnerin?
Nein, "Fantistin"!

Von Sonja Chlapek