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Erasmus Überlebenshandbuch für Spanien – Ein Land kennenliebenhassenverstehen lernen Christian H. Bernhard ISBN 9783839139134, BoD, broschiert, 152 Seiten, € 10,00 |
Dieses Überlebenshandbuch nimmt das Land und seine Leute mit beißendem Witz und scharfem Verstand unter die teils äußerst kritische Lupe und hilft dabei, Spanien jenseits der üblichen Reiseführer-informationen kennen und lieben zu lernen, manchmal zu hassen und letztlich auch zu verstehen.
Übersichtlich gegliedert fördert es unzählige Erkenntnisse und Anekdoten zutage und ist somit die beste Vorbereitung für jeden, der einen Spanienaufenthalt plant und sich manche Peinlichkeit und auch manchen Schrecken ersparen will.
Das Überlebenshandbuch ist ein hintergründiges Erzählbuch; geschrieben mit Herz, Hirn und einem fiesen Lächeln auf den Lippen. Als perfekte Ergänzung zu einem konventionellen Reiseführer ein absolutes Muss!
Hast Du den Fahrstuhl im gewünschten Stockwerk verlassen, so wirst Du feststellen, dass es hier oben nur noch die kümmerliche Ausstattungsvariante der Treppenhäuser gibt. Da man hierzulande gerne protzt, schmeißen auch heruntergekommene Hausgemeinschaften gerne für ein paar Platten nationalen Marmor zusammen, um im Erdgeschoss ein wenig Blendwerk zu betreiben, davon solltest Du Dich aber nicht irritieren lassen, das ist ganz normal. Häuser die wirklich bis unters Dach luxuriös sind gibt es zwar auch in ausreichender Anzahl, sie werden aber nicht an Studenten vermietet.
Die Hausgemeinschaften sind immer streng organisiert und stehen unter der Fuchtel einer Präsidentin vom Treppenaufgang (Presidenta de la escalera), die gleich einem Blockwart mit Argusaugen über die Einhaltung sowohl aller schriftlich niedergelegter Statuten als auch der von ihr willkürlich festgesetzten Regeln wacht, und die sich im üblichen Fall für eine Eigentümerin Erster Klasse hält, wohingegen die anderen Eigentümer nur zweitklassig und eingemietete Studenten bestenfalls der Dreck unter den Schuhsohlen der Eigentümer sind.
Als Revanche grinst man sich als Erasmuid gerne mal eins über die bizarre Rolle der „Präsidentin“, während diese von ihren spanischen Untergebenen nur Respekt und Ehrfurcht gewohnt ist. Früher oder später wird sie Dir über den Weg laufen, im Moment stehst Du aber alleine und verlassen im Treppenhaus.
Hier oben ist deshalb wieder ein wenig Pfandfindergeist gefragt. Normalerweise befinden sich an oder über den Türen Schilder mit der Nummer. Allerdings ist es gut möglich, dass zum Beispiel in der vorhandenen Wirklichkeit izquierda und derecha zur Wahl stehen, während auf dem Zettel Tür B angegeben war. So was passiert durchaus, besonders dann, wenn irgendwann mal eine Umnummerierung stattgefunden hat, die von einigen Mietern aber seit Jahren geflissentlich ignoriert wird. Im Zweifelsfall musst Du einfach noch mal bei der Kontaktperson anrufen oder irgendwo klingeln und fragen. In Spanien gibt es viele irreführende Schilder oder sie fehlen gleich ganz, und die Leute sind es gewohnt, dass ständig irgendjemand irgendwen irgendwas fragt, um sich zu orientieren.
Normalerweise wird einem gerne geholfen, wenn man die Mitmenschen nicht grad während der Siestazeit aus dem Schlaf läutet. Als Faustregel gilt, dass die gigantischen zentral angebrachten Türknäufe bei Privatwohnungen in einem Versuch der Anknüpfung an die gute alte Zeit auf Hochglanz poliert sind, wohingegen sie bei Studenten-WGs für gewöhnlich bis zum Absurden oxidiert sind, weil hier niemand putzt und schon gar nicht vor der Wohnungstür. Wenn Du alle bisherigen Hürden gemeistert hast, dann stehst Du vor der Tür, die vielleicht zukünftig diejenige zu Deiner neuen Heimat sein wird. Schauen wir uns diese also im nächsten Kapitel einfach einmal etwas näher an!
Christian H. Bernhard
Christian H. Bernhard, Jahrgang 1974 und von Haus aus chronischer Zyniker mit großem Mundwerk, verbrachte zunächst rund um die Jahrtausendwende einen Erasmus-Aufenthalt in Valencia, beendete zügig sein Studium und lebt und arbeitet seitdem in seiner Wahlheimat Spanien, die ihn manchmal zur Verzweiflung treibt, die er aber trotzdem um keinen Preis der Welt gegen Deutschland zurücktauschen würde.
Nach nunmehr einem Jahrzehnt auf der Iberischen Halbinsel ist er selber schon ziemlich hispanisiert, kennt sich mit den Sitten und Gepflogenheiten gut aus, hat aber noch nicht den unverklärten Blick auf die Dinge verloren. Inspiriert durch das bisweilen sonderbare Verhalten seiner Mitmenschen entschloss er sich im Jahre 2008, alle diese täglichen Absurditäten sowie seine Erfahrungen und Erlebnisse mit Spanien im Allgemeinen und Auslandsstipendien im Speziellen mit spitzer Feder zu Papier zu bringen; das Resultat ist sein hier präsentiertes Überlebenshandbuch.